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Freie Gemeinde Rødding

Die am 30. Juni 1874 gegründete freie Gemeinde Rødding war Schleswigs erste grundtvigsche Gemeinde. An jenem Tag wurde der Heimvolkshochschulleiter Cornelius Appel in der Heimvolkshochschule Askov zum ersten Pastor der Gemeinde ordiniert.

Die Gottesdienste wurde noch viele Jahre auf dem Hof der Heimvolkshochschule in Rødding abgehalten. Erst 1909 erhielt die Gemeinde eine eigene Kirche in Rødding, entworfen von Architekt Magdahl Nielsen aus Kopenhagen.

Weigerte sich, den Eid zu leisten
Die Geschichte der freien Gemeinde begann 1867, als Hans Sveistrup (1815-1893), Pastor der Kirchspiele Rødding und Skrave, sich weigerte, den Eid auf den preußischen König abzulegen.

Hans Sveistrup wohnte auch weiterhin in der Gegend, wo er jeden Sonntag für eine große Zuhörermenge eine Andacht abhielt, entweder bei der Heimvolkshochschule in Rødding oder im Saal von Beistrupgård in Københoved. Der neue deutsch gesinnte Pastor hingegen predigte in menschenleeren Kirchen.

Hans Sveistrup durfte keine eigentlichen Gottesdienste – mit Abendmahl oder Taufe – abhalten. Dies umging man, indem man die Gottesdienste nach Dänemark verlegte, wo man die Kirchen von Vejen oder Kalvslund zur Verfügung gestellt bekam. Der grenzüberschreitende Verkehr zu den Kirchen wurde jedoch bald von den deutschen Behörden gestoppt.

Hans Sveistrup versuchte dann stattdessen Nottaufen durchzuführen. Doch auch diese Praxis wurde von den deutschen Behörden bald beendet. Die Reaktion der Gemeinde blieb nicht aus. Im Februar 1870 traten die ersten dänisch gesinnten Grundtvig-Anhänger aus der Landeskirche Schleswig-Holstein aus. Als erster trat Jørgen H.N. Skrumsager vom Bennetgård in Københoved aus.

Ging ins Exil
Nach dem deutschen Sieg im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 verschärften die Behörden die Überwachung der dänisch gesinnten Schleswiger. Die Sonntagsversammlungen mussten beendet werden. Hans Sveistrup ging über die Kongeå ins Exil. Am Ort selbst fand man eine Lösung des Problems. Die Sonntagsversammlungen wurden mit Cornelius Appel als Prediger wiederaufgenommen.

Im Sommer 1874 gaben die deutschen Behörden bekannt, dass es dänischen Pastoren, die zu Besuch in Schleswig waren, nicht mehr erlaubt sei, vor den Sonntagsversammlungen zu reden. Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Als Antwort wurde die freie Gemeinde Rødding gegründet.

Vortragssaal zur Kirche umgebaut
Die freie Gemeinde kam bei der Heimvolkshochschule Rødding unter. Hier wurde der Vortragssaal zu einem Kirchenraum umgebaut mit Taufbecken, Altar und Kanzel.

Die Behörden reagierten sofort. Am 10. September teilten diese mit, dass die Sonntagsversammlungen der freien Gemeinde keine eigentlichen Gottesdienste seien und daher während der Sonn- und Feiertagsruhe nicht abgehalten werden durften. Somit konnte die Gemeinde ihre Gottesdienste nicht an den kirchlichen Feiertagen abhalten. Und auch an normalen Sonntagen durften sie erst nach 16 Uhr stattfinden. 


Heimvolkshochschule Rødding Højskolegård mit der neuerrichteten Kirche der freien Gemeinde im Hintergrund, 1912.
Foto: Rødding Lokalhistoriske Arkiv

Literatur
Petersen, Thade: De sønderjyske frimenigheders historie, 1924.
Rødding Frimenighed gennem 100 år - skitser og billeder 1874-1974, 1974.
Dommerby Jensen, Johannes: Rødding Frimenighed, I Historisk Årbog for Røddingegnen 2009, S. 27-44.

Autor: Linda Klitmøller, Museumsinspektorin, Museum Sønderskov

 

Pastor Hans Svejstrup. Foto: Vejen Lokalhistoriske Arkiv
Pastor Hans Sveistrup.
Foto: Vejen Lokalhistoriske Arkiv