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Foldingbro als Grenzort

Nach der Niederlage von 1864 wurde die Kongeå zur Grenze gegenüber dem Königreich Preußen und ab 1871 dem Deutschen Kaiserreich. Der Fluss bildete jetzt erneut eine Zollgrenze, nachdem seit 1851 Zollfreiheit geherrscht hatte. Es wurde eine neue Zollverwaltung zur Überwachung der Grenze eingerichtet sowie Zollkontrollposten an den Übergangsstellen. Auch in Foldingbro wurde eine solche Zollkontrollstelle eingerichtet.

Dänische Zollkontrolle
Der Zoll mietete den alten Zollhof aus der Zeit von vor 1851. Das 1906 abgebrannte Gebäude lag dort, wo heute die Gaststätte Kongeåkro liegt. Hier wurde ein Zollkontrolleur eingesetzt, der Zollassistenten und einfache Bedienstete unter sich hatte. Zusammen mit den Grenzgendarmen sollten sie dafür sorgen, dass keine Waren über die Grenze geführt wurden, ohne dass dafür Zoll entrichtet wurde.
Gemeinsam überwachten sie nun die Grenze mit bislang unbekannter Gründlichkeit. Nicht zuletzt deshalb, weil die Gendarmen sowie Zollbeamten 40 Prozent des Wertes der von ihnen beschlagnahmten Schmuggelwaren erhielten.

Die beschlagnahmten Waren wurden anfangs direkt in Foldingbro versteigert und ab 1866 auf Auktionen in Kolding. Der Eifer der Zollbeamten von Foldingbro konnte freilich nicht verhindern, dass Foldingbro 1881 von einer selbstständigen Zollstelle zu einer der Zollstelle Vamdrup nachgeordneten Zollkontrollstelle herabgestuft wurde.

Nach Eröffnung der Eisenbahnstrecke in Ostjütland zwischen Frederikshavn und Padborg ging in Foldingbro nämlich der Grenzverkehr zurück, während er in Vamdrup zunahm, das nun einen Bahnhof und entsprechend viele Zollbeamte hatte. Trotzdem gab es auch in Foldingbro noch vier Jahrzehnte lang Zollbeamte. Erst nach der Wiedervereinigung von 1920 endete die Zollkontrolle in Foldingbro endgültig.

Dänische Zollkontrollstelle in Foldingbro, 1917. Foto: Det Kongelige Bibliotek
Dänische Zollkontrollstelle in Foldingbro, 1917.
Foto: Det Kongelige Bibliotek

Deutsche Zollkontrolle
Auch auf der deutschen Seite der Kongeå bestand bis 1920 eine Zollkontrollstelle. Die deutschen Zöllner hatte ab 1871 ihre Zollstelle in einem direkt an der Kongeå gelegenen Haus. Dieses Gebäude gibt es auch heute noch, ebenso wie die Gaststätte, die auf der deutschen Seite der Grenze errichtet wurde und heute Foldingbro Kro heißt.

In jener Zeit, als Foldingbro ein Grenzort zwischen Dänemark und Deutschland war, wuchs der Ort. Es wurden viele Handwerksbetriebe und Geschäfte eröffnet. Der Markt von Foldingbro wurde zum Treffpunkt der Grenzbewohner von nördlich und südlich der Grenze.

1893 wurde nördlich der Grenze ein Versammlungshaus errichtet. Das Gebäude wurde finanziert durch eine Geldsammlung auf beiden Seiten der Grenze als Teil des nationalen Kampfes für die Erhaltung des Dänentums in Schleswig.

In diesem Versammlungshaus trafen sich Menschen von beiden Seiten der Grenze zu Vorträgen, Konzerten und anderen Veranstaltungen. Die deutschen Behörden waren darüber gar nicht erfreut. Wenn im Versammlungshaus Veranstaltungen stattfanden, stand die deutsche Polizei an der Grenze und notierte die Namen der Teilnehmer aus dem Süden.

Während des Ersten Weltkrieges konnte man gar nicht zum Versammlungshaus kommen, weil die Grenze gesperrt war. Sie wurde erst nach dem Krieg wieder geöffnet. Nach der Wiedervereinigung im Jahre 1920 wurde die Zollgrenze nach Süden verlegt.


Brücke in Foldingbro, deutsche Seite. Foto: Det Kongelige Bibliotek
Brücke in Foldingbro, deutsche Seite.
Foto: Det Kongelige Bibliotek
 

Autor: Peter Munch Jensen, ehemaliger Museumsinspektor des Museums Sønderskov